Wanderwege nach SAC richtig einschätzen

Gipfelgrat an der Kreuzspitze
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Bergwandern bietet eine faszinierende Möglichkeit, die Natur zu erkunden und unvergessliche Abenteuer in den Bergen zu erleben. Doch wie können wir die Schwierigkeitsgrade der Wege richtig einschätzen? In diesem Artikel erfährst du alles, was du über die SAC-Skala wissen musst, um deine Bergabenteuer sicher zu planen und die richtige Herausforderung für dich zu finden.

Kenne dich selbst

Eins vorweg: Wie schwierig wir einen Weg finden oder wie anstrengend er für uns ist, ist höchst subjektiv. Jeder empfindet das anders. Während Tanja vielleicht an der ein oder anderen Stelle lieber umkehren möchte, mache ich mir darüber keine Gedanken. Es kann natürlich auch von der Tagesform oder anderen persönlichen Umständen abhängen, wie schwer ich eine Tour oder einen Abschnitt empfinde. Letztendlich kommen dann noch externe Faktoren hinzu: Wetter, Tageszeit und damit Lichtmenge, Schnee, und so weiter.

Tourenberichte im Internet (sei es bei uns oder auf den einschlägigen Portalen) sollten daher immer mit Vorsicht behandelt werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich die Tour zu anderen Bedingungen und mit einem anderen persönlichen Background absolviere, als der/die Verfasser des Beitrags.

Die Routenplanung

Es ist daher wichtig, dass man für eine gute Routenplanung auch auf möglichst neutrale Quellen zurück greift. Auf das Thema Wetter gehen wir an anderer Stelle nochmal ein. Bei der Routenplanung sollte man auch nicht blind auf die vorgeschlagene Route einer App vertrauen, sondern die geplante Tour genau analysieren. Und hier kommen die unterschiedlichen Kategorien von Wanderwegen ins Spiel.

Versuche einmal eine dir gut bekannte Tour auf einer Wanderkarte nachzuvollziehen. So lernst du, Karteninformationen auf die Wirklichkeit zu übertragen.

Klassifizierung von Bergwander-Wegen an Hand der SAC Skala

Wir wollen in diesem Beitrag zunächst die sogenannte SAC Skala betrachten. Der SAC ist der Schweizer Alpen-Club. Diese Skala wurde 2002 eingeführt und soll die Einordnung von Wanderwegen erleichtern. Grundsätzlich gilt dabei, dass die Bewertung der Wege für gute Verhältnisse gilt. Wenn es also durch Regen rutschig ist, Schnee liegt oder es dunkel ist, dann sind die Anforderung an Wanderer und seine Ausrüstung höher.

Die Skala reicht von T1 (Wandern) bis T6 (schwieriges Alpinwandern). Die meisten Touren die wir hier beschreiben bewegen sich zwischen T2 (Bergwandern) und T4 (Alpinwandern).

T1 – Wandern

Wege die als T1 klassifiziert werden, sind relativ einfach. Meistens handelt es sich dabei um zum Beispiel Forststraßen oder ähnliches. Sie sind falls erforderlich gut gesichert, so dass hier keine Absturzgefahr besteht.

Auch an den Wanderer stellen sie keine besonderen Anforderungen. Sie sind auch mit Turnschuhen noch machbar (auch wenn wir das in den Bergen nie empfehlen würden). Außerdem sind sie in der Regel sehr gut ausgeschildert. Aber Achtung: Auch hier gilt – bei schlechten Verhältnissen sind die Anforderungen eventuell höher. Das heißt bei Nebel und Schnee empfiehlt es sich nicht unerfahren mit Jeans und Turnschuhen auf solchen Wegen unterwegs zu sein.

T2 – Bergwandern

Bei T2 Wegen handelt es sich um Wege, die auch steil sein können. Der Weg selbst ist durchgehend gut erkennbar, sofern die Wetterverhältnisse das nicht verhindern. Außerdem kann eine Absturzgefahr nicht ausgeschlossen werden.

Daher sollte man auch etwas Trittsicherheit mitbringen und beispielsweise Wanderschuhe tragen.

Ein gutes Beispiel dafür, dass die Skala überhaupt nicht die Dauer oder Höhenänderung betrachtet, sondern lediglich die Art des Weges und Ausgesetztheit, ist zum Beispiel auch die Wanderung über den Mariensteig bzw. Gaisalmsteig am Achensee. Dieser gilt fast durchgängig als T2 Weg, weil der Weg selbst immer gut erkennbar ist, aber an einigen Stellen auch eine Absturzgefahr nicht ausgeschlossen werden kann.

T3 – anspruchsvolles Bergwandern

Wie der Name schon sagt, wird es bei Wegen die als T3 eingetragen sind, schon anspruchsvoller. Zum einen ist der Weg eventuell nicht mehr durchgängig als solcher erkennbar. Es kann außerdem vereinzelt ausgesetzte Stellen geben, die dann aber mit Seilen gesichert sind. Auch mit Geröllflächen muss man hier rechnen.

Das bedeutet, dass ihr idealerweise gute Ausrüstung tragt. Neben dem richtigen Schuhwerk können das zum Beispiel auch Trekkingstöcke sein. Auch solltet ihr entsprechend trittsicher sein und bereit sein wenn nötig auch die Hände zum Gleichgewicht einzusetzen.

Der östliche Teil des Grats an der Hochplatte ist klassisches T3 Gelände.

Aussicht auf Ammergauer Hochplatte Gipfelkreuz

T4 – Alpinwandern

Beim Alpinwandern T4 kann es bereits ins offene Gelände gehen. Das heißt, dass auch bei guten Verhältnissen eine Wegspur nicht unbedingt vorhanden sein muss. Das Gelände kann auch deutlich exponiert sein, so dass man auch öfter mal die Hände einsetzen muss. Auch Schrofengelände ist hier vermehrt anzutreffen.

Daher sollte man auch bereits Erfahrung mit entsprechend ausgesetztem Gelände mitbringen. Außerdem ist es wichtig, dass man sich gut orientieren kann und das Gelände einschätzen kann. Bei plötzlich auftretenden Wetteränderungen kann es hier auch schnell gefährlich werden.

Gipfelgrat an der Kreuzspitze

Ein Beispiel für eine Tour mit langen T4 Passagen ist zum Beispiel die Kreuzspitze oder der westliche Teil des Grats an der Hochplatte.

Der Schrofen ist ein Begriff aus der Bergsteigersprache, der steiles, felsiges, mit Gras und häufig auch mit Geröll durchsetztes Gelände bezeichnet. Es wird fast nur der Plural verwendet. Im Schrofengelände ist nur mühsames Vorwärtskommen möglich, da Stufen und Absätze zwar teilweise vorhanden sind, es jedoch in der Regel an einer durchgehenden Route fehlt. Schrofen finden sich vor allem dort, wo das Gestein gegen seine Fallrichtung aufgebrochen wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schrofen

T5 – anspruchsvolles Alpinwandern

Bei anspruchsvollen Alpinwanderwegen ist das Gelände oft weglos und anspruchsvoll. Es gibt außerdem einzelne einfache Kletterstellen (I. Grad), stark exponierte Stellen und eventuell Gletscher oder Firnfelder mit Ausrutschgefahr. Schrofengelände ist außerdem steiler als bei T4 Wegen.

Gute alpine Erfahrung sowie Orientierungsvermögen sind bei solchen Routen Pflicht. Je nach Tour sollte man hier außerdem bereits Grundkenntnisse mit Pickel und Seil mitbringen.

Ein Beispiel für eine T5 Tour in den deutschen Alpen ist der Gipfelanstieg zum Hochwanner.

T6 – schwieriges Alpinwandern

Die höchste Kategorie des SAC für Wanderwege ist das schwierige Alpinwandern. Neben weglosem Gelände erwarten uns hier sehr exponierte Stellen und heikle Schrofen. Wege sind in der Regel auch nicht markiert.

Daher ist neben ausreichender alpiner Erfahrung auch ein sehr gutes Orientierungsvermögen nötig. Du solltest verschiedene alpintechnische Hilfsmittel (Pickel, Seil, Stöcke, Steigeisen, …) sicher beherrschen.

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